Dienstag, 15. Oktober 2013

"Unsterblich- Tor der Dämmerung" von Julie Kagawa


Neues Zweit-Lieblingsbuch und ziemlich sicher Jahreshighlight 2013.

Titel: Tor der Dämmerung
Serie: Unsterblich
Autor: Julie Kagawa
Übersetzer: Charlotte Lungstrass
Sprache: Deutsch
Verlag: Heyne fliegt (Hat auch Klappentext-&Coverrechte)
Preis: 16,99€ (D)
Genre: Vampirroman (Stop! Nicht zurückschrecken!)
Gliederung: 3 Teile, 25 Kapitel, 606 Seiten
Schreibzeit: Präsens
Eignung: ab 14 Jahren
Bewertung: 5X
Kaufen: Amazon TB / Verlag


Unsere Welt ist in Dunkelheit getaucht. Die Menschen sind zu Gefangenen geworden. Nur wer sich an die Regeln hält, hat eine Chance zu überleben. Doch die junge Allison will sich nicht mehr an diese Regeln halten. Sie fordert das Schicksal heraus und lehnt sich gegen ihre Unterdrücker auf – mit ungeahnten Folgen.
Grenzen, Mauern und Verbote gehören zum Alltag der 17-jährigen Allison, seit sie denken kann. Denn sie wächst in einer Stadt auf, in der die Menschen von den Vampiren regiert werden, grausamen Fürsten der Nacht. Sie haben sich eine Luxuscity errichtet und lassen ihre Gefangenen, die ihnen regelmäßig Blutzoll schulden, für sich schuften. Jeder kleinste Verstoß gegen die Regeln wird geahndet, und Allison erfährt schon früh, dass ihr Leben nicht viel wert ist. Als sie vor die Wahl gestellt wird, zu sterben oder ihren Unterdrückern gleich zu werden, entscheidet sie sich für den Weg der Unsterblichkeit – und hofft, nun endlich unangreifbar zu sein. Doch vor den Toren der festungsartig abgeriegelten Stadt lauert etwas, vor dem sich sogar die Vampire fürchten …


Aufmachung- Auch bei Unsterblich tritt das allbekannte Problem auf: Die Cover der Originalversion sind genial, die Cover der deutschen Version lassen doch sehr zu wünschen übrig. Ich persönlich finde das Cover der deutschen Version total unpassend, zudem sieht es ziemlich unprofessionell aus und kein bisschen besser als das der Originalversion. Gut, die Wellen passen ansatzweise zum Inhalt, aber zum Beispiel das Mädchen, das da 'reingebaut' wurde, sollte eigentlich einen chinesischen Touch haben 8nd nicht ganz so komisch grinsen. 
Das kennt man bei Übersetzungen von Julie Kagawa ja leider schon... Das Doofe daran ist ja auch immer, dass es die weltbesten Bücher der weltbesten Autorin sein müssen, die ein unangenehmes Lifting bekommen! 

Die Coverrechte gehören Harlequin Teen und Heyne Fliegt.

Story- Was Unsterblich bei der Aufmachung verliert, holt es bei der Story um mehrfaches auf. Ich hätte ja nach der Biss- Epidemie NIE, NIE gedacht, dass ich jemals wieder ein Vampirbuch in die Hand nehmen könnte, einfach weil jedem diese elenden Schmalzblutsauger zum Hals raushängen und keiner mehr wissen will, dass sie sogar in der Sonne glitzern. Es war sicher die Autorin, die mich dazu gebracht hat, es doch zu tun. Nichts toppt Iron Fey, aber diese Serie ist ganz knapp dran. 
Denn hier ist nichts mit Glitzer. Leider hat es zwar 100 - 150 Seiten gebraucht um mich komplett zu fesseln, aber ab diesem Punkt war ich unwiderruflich an das Buch gebunden und habe mitgefiebert wie wild. Vampire können nämlich auch anders. Julie Kagawa hat es, für mich zumindest, geschafft, meinen Eindruck von Vampiren noch mal komplett neu zu definieren, denn jetzt haben Vampire nichts mehr mit Schafen im Wolfsfell, sondern eher mit Wölfen im Schafsfell zu tun, falls das einleuchtend ist. 
Mir gefällt es unglaublich gut, wie die Autorin ein spannendes Ereignis nach dem anderen bringt, ohne dass eine Routine entwickelt wird, wie sie den Leser immer wieder neu erst mit kleineren Häppchen und dann mit ganzen Kuchen füttert. Man kommt quasi nie zum Atmen und muss die ganze Zeit weiterlesen, um am Ball zu bleiben. 
Was ein kleiner Nachteil ist, ist, dass 600 Seiten pure Action irgendwie auch ein bisschen sehr viel sein können; nicht weil man es nicht mehr verkraftet, sondern weil man vom ganzen Erdolchen und Verholzen und Verbrennen und Ertränken und Abschlachten vielleicht irgendwann mal genug hat.
Ich fand es nebenbei mal eine gute Abwechslung, dass in diesem Buch nicht die Vampire, sondern die, die es nicht sind, das Ungewöhnliche sind; es gab also nicht die Klischeeszene à la "Mädchen trifft mysteriösen Jungen, er ist ein Vampir und zieht sie mit in seine Welt, die neben der Normalwelt schon immer existierte". Hier ist die Vampirwelt die Normalwelt und es wird immer mal wieder auf die lange vergangene Zeit zurückgeblickt, als die Menschen in Frieden lebten und vor ihren Fernsehern saßen und sich über steigende Steuern aufregten; die Zeit, bevor die Vampire die Herrschaft übernommen hatten, die Geldsteuern durch Blutsteuern ersetzt hatten und die Menschen zu unzivilisierten Streunern gemacht hatten. 
Eine der wichtigsten Eigenschaften dieses Buches habe ich noch garnicht genannt- bei Unsterblich handelt es sich nämlich um eine unglaublich interessante Kombination aus Dystopie/Endzeit und Fantasy/Vampire, die ich kaum für möglich gehalten hätte. Der dystopische Teil war hier auch nicht techniklastig, die Menschen leben also nicht in einer hochmodernen, hochkultivierten und hochkontrollierten Gesellschaft, sondern in einer, die sich einen feuchten Dreck darum schert, dass sich seine Bürger in den Straßen gegenseitig auffressen, um zu überleben.

Schreibstil- Das Buch war eingeschweißt, als ich es gekauft habe, und mein erster Blick galt nicht wie sonst der Schriftart sondern der Seite -1 – und ich habe mich wirklich total gefreut, als ich genau wie bei den Übersetzungen von Iron Fey "Aus dem Amerikanischen von Charlotte Lungstraß" gelesen habe! Denn schon dort hat sie es wunderbar gemacht, alles ziemlich genau so zu lassen, wie Frau Kagawa das gemacht hat. Und die macht es einfach perfekt. Der Schreibstil ist also wunderschön ausführlich, aber nie langweilig, man kann das Buch super lesen und er ist trotzdem professionell. Mir ist auch aufgefallen, dass auch die richtigen Wörter kursiv geschrieben werden, bei vielen Büchern habe ich das nicht so empfunden.

Charaktere- Ein schwieriger Punkt, da ich anfangs pausenlos mit Meghan, Puck und Ash vergleichen musste – ziemlich schnell wurde aber klar, dass Allison, die Protagonistin, in eine andere Schublade gehört. Sie ist eine wirkliche Kriegerin, schon von Kindheit an, und weiß, was es heißt, in jedem Moment verhungern zu können. Dass sie so bald nach ganz anders gearteter Nahrung lechzt, wusste sie noch nicht. Ich mag sie.
Und ich mag auch Kanin, den Vampir, der Alli zu einer seiner Sorte macht, total. Anfangs denkt man auch wirklich noch, dass er der Romeo der Geschichte sein wird, aber nein... ich war sehr enttäuscht.
Denn Zeke, das Menschlein, in das sich Allison nachher unglücklicherweise verliebt, ist nämlich ziemlich typisch Mädelsschwarm. Er denkt immer zuerst an andere und ist blond und ach so lieb und herzlich und nächstenfreundlich und selbstlos und dazu natürlich auch noch unverschämt attraktiv. 
Langweilig. 
Nette und besondere Nebencharaktere gab es natürlich auch, aber Zeke ist auf alle Fälle ein gravierender Fehler gewesen.

Feeling- Endlich habe ich also ein Vampirbuch gelesen, dass nicht verschnulzt und entbrutalisiert ist (ja, diese Adjektive habe ich mir selber ausgedacht!). Die Stimmung war wirklich dunkel, brutal, auflauernd, und man wusste, dass wirklich hinter jeder Ecke irgendwas passieren konnte. Man wurde gerade durch dieses Düstere (es lichtet sich eine Zeit lang, kommt aber wieder) mitgenommen in diese Welt.
Roter Faden- Ja, ab und zu hat man ein kleines Bisschen das Gefühl gehabt, dass die Autorin kurzzeitig vergessen hat, auf was sie eigentlich hinaus will. Aber da man das selber bis circa Anfang letztes Drittel nicht mal weiß, ist es ziemlich spannend, ständig in eine andere Richtung geführt zu werden.

Message?- Tatsächlich erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass auch dieser Fantasydystopienendzeitroman eine kleine Moral beinhaltet. Fast schon unglaublich, aber ich interpretiere mir da eine Lehre hinein; Achtung Spoiler: 
Allison wird zu dem von allen am meisten gefürchteten Monstern überhaupt- einem Menschenblut trinkenden, starken, tödlichen Vampir, der Menschen vom Instinkt her als Nahrung abstempelt und ohne ihren Tod quasi nicht leben kann. Trotzdem versucht sie, so gut wie sie kann, gegen ihren inneren Dämon anzukämpfen und das Böse in ihr für die Menschen und ihre Sicherheit einzusetzen. Es herrscht bei ihr auch immer so ein geistiger Konflikt, ob sie sich denn jetzt nicht einfach ihrem Inneren hingeben soll und zum Monster werden soll oder gegen jede Vernunft so zu sein, wie sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. 

Liebe Leute, lasst euch sagen, ich habe mich mit Vampiren vertragen! Das war zwar ein ziemlich schlechter Reim, aber dazu ein umso besseres und umhauenderes Buch, das eindeutig das Zeug zu meinem Jahreshighlight 2013 hat. Es konnte mit einer genialen Story und einem tollen Schreibstil überzeugen. Eindeutig 5X!


PS: Wenn es jemand bis hierher geschafft hat: Ich stehe ewig in deiner Schuld, so eine lange Rezi gab es lange nicht mehr!

7 Kommentare:

  1. Oh man deine Rezension ist soooo geil *.*
    Ich muss aber sagen, dass ich nichts blöd an dem Buch finde, okay Zeke ist nicht unbedingt der beste Romeo, aber egal man xD
    Und ja diese Mischung von den Themen ist der Autorin total gut gelungen und ich liebe "Unsterblich" so sehr und ich denke, dass Buch IST mein Jahreshighlight von den neuen Reihen ^^
    Jetzt müssen wir nur noch Filo dazu bringen sich mit den Vampiren anzufreunden :D
    Und deine neuen Adjektive, haha einfach geil xD

    Liebe Grüße!

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    1. Danke! :)
      Ja, letztendlich ist er ja ein netter Kerl, dieser Zeke. Aber jetzt hat sie sich die Mühe gemacht und einen richtig coolen Charakter erfunden, nämlich Kanin, und sicherlich hat sie dann händereibend vor dem Screen gesessen und sich gedacht "Hah, die leg ich rein, aber sowasvon!" und dann hat sie uns Zeke gegeben xD

      Ui ja, Filo unsere Vampirhaterin :D Aber danach wird sie es garantiert lieben!
      ;D

      Grüße zurück!

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  2. Für mich ist es auch ein Jahreshighlight <3 Aber, ich liebe ja auch Vampire :D Und, ich kriege nie genug davon.. (wenn die Storys gut sind - eh klar..)

    Ich war auch enttäuscht das Kanin nicht DER richtige war.. :( Wieso kann der nicht mal der gemeine Typ die Nummer Eins sein? Immer muss es der Boy next door sein.. grml.
    Tja, Pech gehabt ^^

    LG Sarah - die deine Rezis immer gern liest, je länger sie sind :D

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    1. Du LIEBST sie? Nein, so weit würde ich nicht gehen :D

      Es ist ja immer dasselbe... letztendlich wird es der nette fürsorgliche Bub. Nicht als wäre ich undankbar und würde das auch fürs Reallife beanspruchen, aber für Geschichten, und dann noch so tolle, ist es langsam abgenutzt, dass immer der Hearty das Mädchen bekommt.
      Haha ja da müssen wir uns mit abfinden :D

      Aw da freu ich mich ja :D

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  3. Klar kann ich mich erinnern, Ines :) Ich werde auf jeden Fall gucken dass ich da Zeit habe!

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  4. Das Buch muss ich lesen :)
    Ich hatte auch ziemliche Bedenken wegen den Vampiren (Twilight, ich werde es dir nie verzeihen dass du meinen charismatischen Bösewicht zum Kuschelplayboy gemacht hast), aber die hast du mit der Rezi aus der Welt geschafft.
    Allerdings werde ich es mir wohl auf englisch holen, da gibt es eine wunderschöne Ausgabe, die Deutsche gefällt mir einfach nicht wirklich, und "the immortal rules" scheint wunderbar zu passen, gerade weil man das rules eben als Verb und als Nomen sehen kann, warum der Titel verändert wurde, verstehe ich beim besten Willen nicht :)
    Die plötzlich Fee Bücher hab ich auch noch nicht gelesen, und so wie du das schreibst, hört es sich an, als hättest du die auf deutsch und auf englisch gelesen, ich kann mich einfach nicht entscheiden welche Ausgabe ich mir holen soll, was findest du denn besser?
    Übrigens herzlichen Glückwunsch zu den 60 Lesern hier, an denen ich wohl mitschuldig bin, ich habs endlich mal über mich gebracht dir nicht mehr unsichtbar zu folgen, bei mir dauert soetwas eben immer Monate :D

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    1. Und wie du musst :)
      Aber echt, schlimmer als Twilight geht kaum noch, wie die diese genialen Werke der Fantasie verschandeln!
      Wenn du die mit dem Gesicht und dem Blut meinst, dann bin ich ganz deiner Meinung! Die Deutsche Ausgabe ist echt schrecklich, das ist wohl wahr. Trotzdem... das war so ein intuitiver, verzweifelter Kauf :D Bei dem Titel hast du recht, der ist auf englisch echt total cool und viel passender.

      Hm also ich finde ja wirklich, dass die deutsche Ausgabe sehr lohnend ist. Das ist alles total Originalgetreu und trotzdem total lustig, und wenn man nicht wirklich gut englisch liest dann würde ich, einfach wegen der Schönheit der Geschichte, zur gewohnten deutschen Ausgabe greifen :)

      Daankeschön! :)

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