Donnerstag, 14. Februar 2013

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green


Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Autor: John Green
Verlag: Hanser Verlag
Genre: YA, Reality
Schreibzeit: Präteritum, Ich-Form
Protagonist: Hazel Grace Lancaster, 16
Gliederung: 25 Kapitel, 284 Seiten
Eignung: ab 14 (Vorsicht Heulattacken!)
Preis: 16,90€ (D)
Kaufen: –> Amazon
Bewertung:  ♥♥♥♥♥

 Klappentext

„Krebsbücher sind doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.

Meine Meinung

So ein wahnsinnig ehrliches, emotionales, reales, aber trotzdem so sarkastisches und fröhliches Buch habe ich noch nie gelesen.

Es geht um die 16-Jährige Hazel, krebskrank in dem Stadium, wo man gar nicht mehr hoffen muss, die einem sofort sympathisch wirkt. Sie wehrt sich mit aller Kraft gegen Mitleid, und ist überhaupt garnicht klischeehaft. Sie denkt über Dinge nach, die wir sicher alle flüchtig mal denken, aber nie daran hängenbleiben. Oft in dem Buch hatte man deshalb diese “Genau!”-Momente, in denen ganz simpel zusammengefasst wird, was man immer schonmal sagen sagen wollte, und diese fast philosophische aber trotzige und sarkastische Hazel ist sehr bewundernswert- aber Mitleid hatte ich (wie von ihr gewünscht) nicht.
Sie lernt Augustus (=Gus) Waters kennen, der nicht weniger charismatisch ist als sie. Er hatte auch Krebs und durch ihn ein Bein verloren, und seine Überlebenschancen sind groß. Auch er hat ähnliche Gedankengänge wie Hazel, und ich finde, sie ergänzen sich einfach super. An Gus würde sich immer jeder erinnern, an seine witzige, manchmal übertriebene und schlagfertige Art, aber er hat Angst vor dem Vergessen werden. Ich mochte es so, wie er sie immer Hazel Grace nannte! Was er sagte, wie er handelte, seine Pläne, von denen nicht immer jeder begeistert war. Insgesamt schneiden die beiden viele einleuchtende, wichtige Themen an, lassen aber ihren Humor immer mitspielen.

Wie schon erwähnt, wird in dem Buch sehr viel über ernste und auch philosophische Themen geredet. Das fällt einem auch auf, aber nie im negativen Sinne. Ich hätte, wenn ich Post-Its zur Hand gehabt hätte, jede einzelne Seite markieren können (zum Glück hatte ich keine). Aber alles wird mit viel Sarkasmus, Zynismus und Witz durchgenommen, dass es einem niemals auf die Nerven gehen würde.
Und dann ist auch noch sehr auffällig, dass es echt ist. Es geht nicht um ein Krebskind, das sich als Star sieht weil es durchhält, die ganze Zeit diese ‘Ich-werde-es-schaffen-und-nicht-scheitern-nichts-kann-mich-stoppen-ich-bin-ein-Kämpfer’-Einstellung zur Schau trägt, sentimental wird und nostalgisch. Es geht um ein Krebskind, das die Wahrheit längst erkannt hat, doch nicht etwa aufgibt, sondern das hinnimmt was kommt. Es wird sich nicht gegen das Schicksal aufgebäumt um etwas Unerreichbares zu erreichen und den Helden zu spielen. Von diesen “Helden” liest man viel zurzeit, aber hier ist es anders, nicht so gespielt und als würde man sich was vormachen. Man hat es hier nicht mit Kämpfen gegen sich, gegen sein Schicksal zu tun, sondern mit Kämpfen für sich und jemanden zu tun und es wird nie nostalgisch oder sentimental. Alles sehr bewegend.

Man fühlt sich irgendwie wie mittendrin. Die Stimmung des Buches ist nie schwerfällig oder belastend oder gedrückt, sie ist offen nach oben. Es wird mit einer Heiterkeit erzählt, die aber nie unangebracht scheint, und die Statements sind nie niedermachend für eventuelle Krebsbetroffene, sondern logisch und einleuchtend und auch irgendwie kraftgebend, denke ich. Und wenn es mal soweit ist, dann kann man mit Hazel ohne Weiteres mitfühlen. So sehr berührt hat mich lange kein Buch mehr, und ich will nochmals betonen, dass es nie dramatisch oder gespielt rüberkam.
Man wird zum Weiterlesen quasi gezwungen. Es ist zwar kein Problem zu unterbrechen, aber das Buch ist so mitreißend, dass man garnicht anders kann als an John Greens Lippen zu hängen und immer weiter lesen zu wollen. Man würde garnicht auf die Idee kommen, das Buch abzubrechen, weil es etwas zu bemängeln gäbe. Ich hatte einen Moment lang fast am Ende des Buches mit dem Gedanken gespielt, es hier aufzuhören, weil ich… hm… nicht weiter wollte. Ich wäre mit der Stelle als Ende gut zurechtgekommen, aber ich wusste sowieso genau was passieren würde. Also war das Ende… Nun ja, es war zwar traurig, aber auch kraftgebend, so eine wilde Mischung eben.

Das ist noch viel zu wenig, aber das Buch ist einfach so umwerfend echt, dass ich ein Bisschen sprachlos bin. Verzeiht.

Fazit & Bewertung
“Das Schicksal ist ein mieser Verräter” ist eindeutig eines dieser seltenen “Wooosh-direkt-ins-Herz-und-nie-wieder-raus-Bücher”, die man einfach gelesen haben muss. Man denkt über alles nach, und nichts, was da steht, klingt irgendwie hergemacht und heldenhaft oder gestellt. Man verfällt der Geschichte bedingungslos und wird mit Wahrheiten konfrontiert. Bewegend, anrührend, traurig, aber nie ernst, sentimental oder nostalgisch. Wow.
Unbedingt lesen!

Gar keine Frage, dieses Werk hat 6 von 5 Punkten verdient.
5 Punkte

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