Donnerstag, 14. November 2013

"Der Duft des Regens" von Frances Greenslade


Vielfältig und ermutigend.
Titel: Der Duft des Regens
Serie: –
Autor: Frances Greenslade
Übersetzer: Claudia Feldmann
Sprache: Deutsch
Verlag: Suhrkamp & Insel (Hat auch Klappentext-&Coverrechte)
Preis: 9,99€ (D)
Genre: Familiendrama
Gliederung: 33 Kapitel, 361 Seiten
Schreibzeit: Präteritum
Eignung: unbestimmt (kein wirkliches Jugendbuch)
Bewertung: 4X
Kaufen: Amazon TB / Verlag
In den weiten Wäldern Kanadas wachsen die Schwestern Maggie und Jenny glücklich und behütet auf. Sie lieben die Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, abends spielen sie mit den Eltern Karten. Doch die Welt der beiden Mädchen gerät vollkommen aus den Fugen, als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt. Und wenig später gibt die Mutter die Schwestern auch noch bei einer fremden Familie in der Stadt in Obhut – vorübergehend, sagt sie. Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten, Monate zu Jahren. Die Mutter kehrt nicht zurück.
Auf sich gestellt, lernen Maggie und Jenny schnell, dass sie sich gegenseitig halten müssen, um den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren. Sie entwickeln einen ungeahnten Überlebenswillen – stets begleitet von der Sehnsucht nach ihrer Mutter. Einige Jahre später macht sich Maggie schließlich auf, sie zu suchen. Sie kehrt zurück in die mächtigen Wälder, an die Orte ihrer Kindheit …


Aufmachung – Das Cover ist sehr schlicht, aber trotzdem drückt es eine passende Stimmung aus. Es passt, weil das Bild eine Harmonie zwischen den Abgebildeten darstellt und das gute Verhältnis zueinander ausdrückt: Zwar sehen sie sich nicht an, bilden aber trotzdem ein Gespann. Der Titel ist genauso passend, da man das Wort "Duft" meist mit etwas eher Positivem verbindet und "Regen" eher negativ einschätzt – dies verhält sich genau wie bei der Geschichte. 

Story – Dies ist das traurigste Buch, das ich je gelesen habe, aber auch ein wunderschönes und Mut machendes. Zum einen ist die Geschichte so unfassbar, weil eine Mutter ihre zwei Töchter verlässt, die zudem auch noch kurz vorher ihren Vater an den Tod verloren haben. Dann nimmt sie auch noch den einzigen Halt für die Protagonistin Maggie, die Katze Cinnamon, mit, und verschwindet unter fragwürdigen Vorwänden auf unbestimmte Zeit, ohne je zurückzukehren. 
Zum anderen ist die Geschichte aber auch so positiv, weil die beiden Schwestern versuchen, sich nicht unterkriegen zu lassen und trotz ihrer Verluste und Schicksalsschläge weiterzuleben. In dem Buch passieren, so scheint es, alle Widrigkeiten, die überhaupt geschehen können. Keine "Baustelle" wird ausgelassen: Jugendschwangerschaft, Homosexualität, Alkoholsucht... aber es kommt so dosiert und logisch aufeinander aufbauend, dass es nicht störend oder übertrieben überladen wirkt, sondern in sich komplett stimmig. Durch häufige Rückblicke der Protagonistin komplettiert sich das Wissen des Lesers; Vorahnungen werden einem nach und nach bestätigt. An manchen Stellen wird man aber auch komplett vom Buch überrascht und es bleibt somit spannend. Das Buch nimmt einen, nachdem man sich auf die Geschichte eingelassen hat, mit und lässt einen nicht mehr los. Während des ganzen Buches hofft und hofft man für die Protagonisten, dass es wenigstens für sie ein versöhnliches Ende gibt!
Nicht ganz prickelnd war eigentlich nur, dass das Buch stellenweise eine Langatmigkeit aufwies, die man sich mit etwas weniger Ausführlichkeit hätte sparen können. 


Schreibstil – Es ist niveauvoll und schön geschrieben, also keinesfalls primitiv, aber trotzdem nicht literarisch anspruchsvoll, sondern eher unterhaltend. Es gibt keine eingebauten Stolperfallen und es lässt sich flüssig lesen.

Charaktere – Die Protagonistin Maggie ist sehr nett und taff, man hat oft das Bedürfnis, sie einfach mal in den Arm zu nehmen, trotzdem schlägt sie sich wacker. Zum Glück hat sie ihren indianischen Freund Vern und dessen Onkel Leslie, die ihr in den schwierigsten Zeiten beistehen und sie wirklich erkennen. Jenny, Maggies ältere Schwester, die mit zunehmendem Alter zu einer doch sehr pubertierenden Jugendlichen mutiert, ist in entscheidenden Momenten doch immer da und brauch Maggie auch. Die zwei sind ein gutes Team. Das Seltsamste: Die Mutter ist total sympathisch und nett zu ihren Kindern, hat tolle Ideen, fährt mit den Mädchen zelten und ist wirklich cool. Und dann haut sie ab. Das entsetzt einen so sehr, obwohl man schon von Anfang weiß, dass sie das tut, und wenn man die Rückblicke liest, kann sie einen vollkommen überzeugen – wenn man dann aber wieder mit den 'Abhauszenen' konfrontiert wird, ist man irgendwie total enttäuscht. Die anderen Charaktere sind auch seht gut gewählt und eingebaut. 

Feeling – Das Feeling war, wie schon erwähnt, eine mulmige Mischung aus tieftraurig und komplett positiv. Es kommt immer darauf an, aus welchem Blickwinkel man das sieht. Man hat es sehr gerne gelesen.

Message? – Das Buch zeigt einem, dass es sich lohnt, sich mit unveränderbaren Situationen und Schicksalen zu arrangieren und zu versuchen, das Beste darauf zu machen und die Lust am Leben nicht zu verlieren.

Das Buch hat mich auf jeden Fall sehr berührt. Ich würde es nicht unbedingt direkt als Jugendbuch bezeichnen, trotzdem können Jugendliche es bei Interesse auch lesen. Teilweise war es etwas langatmig, aber sonst konnte es komplett mit passenden und schönen Szenen überzeugen und es hat einen mit einem guten Ende beruhigt gehen lassen. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen und auch -verschenken. Das Buch bekommt von mir genau 4X.

Vielen lieben Dank an den Insel-Verlag für dieses Rezensionsexemplar, ich habe mich sehr darüber gefreut!

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